Mikkel Svold (00:11):
Hallo und willkommen zurück bei Behind Clean Lines, ich bin Mikkel Svold. In der heutigen Folge tauchen wir in die Welt der Zusammenarbeit ein. Innovation ist nämlich nicht nur eine interne Angelegenheit, sondern oft sind viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Bereichen daran beteiligt. Deshalb besteht großer Bedarf an Zusammenarbeit. Heute sprechen wir darüber, wie man eine gute Zusammenarbeit zwischen Menschen pflegen kann und wie man im Bereich der hygienischen Lebensmittelverarbeitung gute Ergebnisse erzielt. Unterstützt bei der Handhabung dieses Themas werden wir erneut von NGI´s CTO Tomas Hecht Olsen. Mit ihm sprachen wir über Innovation im Bereich Forschung und Entwicklung und über seine Rolle als CTO bei NGI.
(00:58):
Tomas Hecht Olsen, zuallererst willkommen zurück.
Tomas Hecht Olsen (01:01):
Vielen Dank.
Mikkel Svold (01:02):
Können Sie uns zunächst etwas über den von NGI verfolgten Ansatz bei der Zusammenarbeit erzählen? Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit?
Tomas Hecht Olsen (01:10):
Nun, zunächst einmal ist die Zusammenarbeit extrem wichtig. Sie ist eine der wichtigsten treibenden Kräfte für unsere Innovationen, da sie sehr oft zur Entstehung eines neuen Produkts führt. Ein Beispiel: Von Tetra Pak kam einmal die Anfrage, ob wir einen Fuß für eine Wägezelle herstellen können. Selbstverständlich konnten wir das. Tetra Paks Idee eines Fußes für eine Wägezelle erwies sich jedoch als unhygienisch, er sah zudem furchtbar aus und erfüllte nicht seinen Zweck. Also haben wir uns das angeschaut und eine Lösung gefunden, die hygienisch ist, sich leicht anpassen lässt und mit all unseren anderen Produkten kombinierbar ist.
(02:09):
Das war sozusagen die Geburtsstunde vieler Wägezellen bei NGI.
Mikkel Svold (02:15):
Würden Sie sagen, dass Innovation immer mit einer Art von Zusammenarbeit mit externen Partnern, mit externen Auftraggebern bzw. Kunden einhergeht?
Tomas Hecht Olsen (02:28):
Ja, auf jeden Fall, denn Innovation beginnt sehr oft mit einem Problem. Man muss sehr eng mit den Anwendern oder den Kunden, den Maschinenherstellern oder den Endanwendern zusammenarbeiten, um das eigentliche Problem zu erkennen. Das ist vor allem dann entscheidend, wenn es um Hygiene und hygienisches Design geht.
Mikkel Svold (02:59):
Was sind die konkreten Vorteile der Zusammenarbeit mit externen Partnern?
Tomas Hecht Olsen (03:08):
Da gibt es viele. Man hat das ein oder andere Aha-Erlebnis. Man sagt sich oft: „Das hätte ich nie gedacht ...“
Mikkel Svold (03:17):
Man gewinnt also eine Menge neuer Erkenntnisse?
Tomas Hecht Olsen (03:20):
Auf jeden Fall. Man lernt Probleme kennen, die man vorher nicht kannte. Da gab es zum einen die besagte Wägezelle. Mit der Zeit fragten aber immer mehr Kunden stärkere Füße nach. Unser Hinweis, dass unsere Füße bereits recht stark seien, stellte sie nicht zufrieden. Denn sie brauchten für Erdbebengebiete geeignete Füße. Sie wussten aber nicht genau, was sie brauchten. Also sind wir in diesen Bereich in Zusammenarbeit mit den Kunden eingestiegen. Sie erzählten beispielsweise: „Okay, diese Maschine ist in Chile, oder diese Maschine ist an einem anderen Ort mit Erdbebenaktivität.“ Und so bekamen wir mit der Zeit eine Vorstellung von der erforderlichen Stärke der Füße. Heute unterstützen wir eine Menge Kunden bei der Bewältigung dieses Problems.
(04:25):
Ich habe in meinen 30 Jahren als Ingenieur viele Maschinen gebaut, die beispielsweise nach El Salvador gingen. Natürlich hatten die auch NGI-Füße, die sehr hygienisch sind, jedoch waren die Füße sehr klein. Beim Thema Erdbeben stellte ich fest, dass sehr viel größere Füße erforderlich sind. So geht die Zusammenarbeit auch in beide Richtungen. Zurzeit arbeiten wir beispielsweise eng mit einem Unternehmen und IGEA zusammen bei der Entwicklung stärkerer Füße. Diese soll der Kunde dann in El Salvador problemlos anwenden können.
Mikkel Svold (05:11):
Gehört es zu Ihrer Arbeit dazu, dass Sie wöchentlich oder sogar täglich mit Kunden und Maschinenbauern sprechen?
Tomas Hecht Olsen (05:21):
Wir haben festgestellt, dass wir in der technischen Abteilung jeden Monat etwa 300-mal mit Kunden oder Maschinenbauern in Kontakt stehen. Das sind etwa 10 Kontakte pro Tag. Die meisten Kontakte laufen natürlich über den Vertrieb, aber wir bearbeiten diese an uns gerichteten Anfragen selbst. Verstehen wir etwas nicht oder möchten wir mehr wissen, kontaktieren wir den Kunden. Wir erzählen unsere technische Sicht, und fragen, was der Kunde wirklich braucht. Wie wir helfen können. Denn häufig steckt etwas hinter dem eigentlichen Problem, das uns hilft, neue Ideen zu entwickeln und neue Produkte herzustellen.
Mikkel Svold (06:15):
Ich belegte mal einen Kurs über Innovation. Dabei ging es um die Schaffung neuer Produkte. Man schlug uns da als Übung vor, sich mal in ein Café oder an einen anderen öffentlichen Ort zu setzen, und zu versuchen zu erkennen, wie viele Probleme man dort erkennen kann. Und ob man von Menschen getätigte Abläufe erkennt, die nicht ideal vonstattengehen. Denn, so die Idee dieser Übung, die Identifizierung eines solchen Problems führe im Grunde zu einer Idee für ein Produkt. Nun zu Ihnen: Wie würden Sie das in der Praxis machen? Denn Sie können sich ja nicht stundenlang in eine Fertigungshalle setzen, bis Sie ein Problem erkennen. Sie sind auf Leute angewiesen, die Ihnen von bestehenden Herausforderungen berichten.
Tomas Hecht Olsen (07:06):
Ja, das stimmt. Das gilt für manche Fälle, zum Beispiel für die beiden, von denen ich erzählte. Oft ist es aber so, dass unsere Vertriebsmitarbeiter oder technischen Mitarbeiter vor Ort beim Kunden, wenn sie die absolut wichtige Frage stellen, warum der Kunde es so macht, wie er es macht, gleichzeitig ein Gefühl für den gesamten Prozess bekommen und weitere Fragen stellen. Zum Beispiel: Wie reinigen Sie Ihr Band? Wie reinigen Sie den Boden? Wie stellen Sie dies oder jenes ein? Wie verriegelt man das? Und warum tun Sie das? Kunden zu besuchen, mit den Leuten vor Ort zu reden, ist also extrem wichtig. Im Grunde ist es wie bei Ihrer Übung im Café, bei uns erfolgt diese Übung aber direkt vor Ort beim Kunden.
Mikkel Svold (07:57):
Ich vermute, dass Sie auch manchmal die Erfahrung machen, dass Ihre Kunden nicht unbedingt wissen, dass sie ein Problem haben, oder sie denken, dass sie ein Problem haben, aber es nicht wirklich ein Problem ist, oder es ist das falsche Problem.
Tomas Hecht Olsen (08:09):
Ja.
Mikkel Svold (08:09):
Wie löst man das? Was tun Sie?
Tomas Hecht Olsen (08:12):
Nun, das ist auch eines der Probleme, wenn man so viele Patente besitzt oder Dinge herstellt, die es noch nicht gibt. Ja, in gewisser Weise haben wir dieses Problem, oder wir mussten uns damit auseinandersetzen, als wir die hygienischen Rollen und die hygienischen Lagergehäuse herstellten. Wir konnten nicht einfach fragen, was wäre wenn es ein Lagergehäuse gäbe, das in jeder erdenklichen Weise zertifiziert ist und nicht gefettet oder geschmiert werden muss. Denn wie würde der Kunde reagieren? Er würde Fragen stellen. Aber wir könnten keine vernünftige Antwort geben. Manchmal lösen wir also Probleme, von denen die Leute gar nicht wissen, dass sie sie haben. Und das ist wirklich aufregend, weil man somit nicht weiß, wie sich das Produkt auf dem Markt entwickeln wird. Das ist auch der Grund, warum wir manchmal zu weit gehen und dann wieder ein bisschen zurückgehen müssen.
(09:21):
Als wir zum Beispiel die Edelstahl-Lagergehäuse auf den Markt brachten, gingen wir zurück zu mehr Funktionalität, zu etwas, das die Leute kennen. Und so entstehen dann wirklich großzügige Produkte, die in Situationen, in denen es auf Hygiene ankommt, helfen können. Man muss seine Vorstellungskraft gebrauchen, den Beteiligten zuhören, um das Problem zu erkennen, und den Kunden zuhören. Das ist extrem wichtig.
Mikkel Svold (09:59):
Bevor wir die Mikrofone einschalteten, unterhielten wir uns kurz über eine der Fragen, die im Grunde genommen lautet, dass zwei Köpfe besser sind als einer, und Sie hatten dazu einen wirklich interessanten Punkt. Können Sie die Zeit zurückdrehen und diesen Punkt auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer wiederholen?
Tomas Hecht Olsen (10:13):
Auf jeden Fall.
Mikkel Svold (10:14):
Sind zwei Köpfe also besser als einer?
Tomas Hecht Olsen (10:16):
Wenn es darum geht, Probleme zu erkennen, dann ja, denn wenn man anfängt, über Probleme zu sprechen und sie sich anzuschauen, kommt man zu zweit viel weiter. Vielleicht wären sogar 10 Leute gut, wenn es um das Erkennen vieler Probleme geht. Bei der Problemlösung arbeiten wir zu zweit, weil es nicht gut ist, allein zu arbeiten. Bei der Arbeit zu zweit geschieht manchmal Magie. Wenn nicht, holt man eine weitere Person hinzu. Man sollte jedoch nicht die ganze Zeit arbeiten. Innovation funktioniert jedoch nicht in einer Gruppe, das tötet die Ideen, die ein wenig aus dem Rahmen fallen ... Man hält anfangs nichts von der Idee, aber sie muss von einer oder zwei Personen gepuscht werden. Dann wird sie gut. Dann muss darüber abgestimmt werden, und dann muss man natürlich im Laufe der Zeit mehr Leute einbeziehen. Manchmal ändert sich die Idee dadurch ein bisschen.
(11:13):
Die ganze Zeit geht man immer wieder zum Kunden und fragt: „Ich weiß, Sie haben nicht darüber nachgedacht, aber würde das hier für Sie funktionieren?“ Und der Kunde antwortet bestenfalls: „Wow, ich hätte nie gedacht, dass das eine gute Idee sein könnte, aber ja. Es funktioniert.“
Mikkel Svold (11:29):
Ich verstehe. Auf welche Hürden sind Sie gestoßen? Haben Sie vielleicht ein paar Beispiele für Dinge, von denen Sie dachten, sie würden schon glattlaufen, und dann verlief es trotzdem anders?
Tomas Hecht Olsen (11:41):
Als wir unsere hygienischen Förderbeine auf den Markt brachten, ging ich davon aus, dass mit unserer Idee jeder in der Lage sein wird, einen hygienischen Förderer zu bauen. Denn die Kunden konnten einfach unsere Beine verbauen, bei denen eine Auswahl von neun verschiedenen Größen bestand. Aber die Beine verkauften sich nicht. Denn wir hatten in gewisser Weise das Problem, das bei Kunden bestand, die sowieso schweißen mussten, für größer gehalten, als es in Wirklichkeit ist. Zudem lag der Fokus der Beine auf Hygiene, ein Thema, das damals sicher nicht so groß war wie heute. Heute aber läuft der Absatz viel besser, ist jedoch verbesserungsfähig. Ich entwickelte auch eine Halterung, die erste und einzige hygienische Halterung überhaupt, die ich je entwickelt habe. Sie war sehr speziell und ich glaube auch ein bisschen zu teuer. Wir verkauften nur wenige davon, der große Erfolg blieb aus.
Mikkel Svold (13:03):
Und Sie meinen, der fehlende Erfolg sei darauf zurückzuführen, dass Sie versucht haben, ein Problem zu lösen, das sich für den Kunden nicht als Problem darstellt? Oder lag der fehlende Erfolg daran, dass nicht die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt in den Prozess einbezogen wurden? Was meinen Sie?
Tomas Hecht Olsen (13:20):
Ja, ich denke, es ist ein bisschen von beidem. Und dann sind da natürlich der Preis und das Thema Hygiene. Heute sind die Leute eher bereit, für ein hygienisches Design zu zahlen, damals war das weniger der Fall. Die Ansprüche der Kunden ändern sich also ständig. Vielleicht werden wir auch die hygienische Halterung überarbeiten und neu herausbringen. Das herausragende an NGI ist: Die Produkte sind meist relativ preiswert zu innovieren, zu konstruieren und zu schweißen. Häufig lösen wir ein Problem für einen Kunden auf die eine Art, und für einen anderen Kunden müssen wir das Produkt nur ein wenig abändern. Am Ende steht ein großartiges Produkt, ohne Prototypen, die wir wegwerfen mussten. Wir lernen jedes Mal dazu, wenn wir etwas Neues bauen. Das ist Teil der Magie bei uns, dass wir mit Innovationen Geld verdienen können.
Mikkel Svold (14:37):
Wir sind bald am Ende. Um auf Ihren letzten Punkt zurückzukommen: Welchen Rat würden Sie anderen CTOs geben, die innovativ sein wollen, die bei Innovationen zusammenarbeiten wollen, die ihren wirtschaftlichen Erfolg auch durch die Entwicklung neuer Lösungen und Angebote auf dem Markt voranbringen wollen? Welchen Rat würden Sie anderen CTOs geben?
Tomas Hecht Olsen (15:03):
Apropos Zusammenarbeit. Ich gehöre einem Netzwerk mehrerer sehr innovativer Leute an. Bei unseren Treffen stellen wir uns jedes Mal folgende Frage: „Wie gelingen wirklich gute Innovationen und wie kann man etwas Neues schaffen?“ Es gibt eine Menge Bücher darüber, die einem helfen können, und man kann eine Menge selbst tun. Es ist nicht leicht, das mit einem Wort zu beschreiben. Aber im Grunde ist Zusammenarbeit stets ein guter Anfang. Erkennen Sie das Problem, arbeiten Sie zusammen, um es zu lösen, und legen Sie noch ein bisschen Hygiene obendrauf, dann ist es gelöst.
Mikkel Svold (15:50):
Das klingt so einfach, wenn man es so sagt, nicht wahr? Es ist wie: „Okay, dann sind wir morgen fertig. Perfekt.“
Tomas Hecht Olsen (15:55):
Ja.
Mikkel Svold (15:56):
Tomas Hecht Olsen, vielen Dank für Ihre Einblicke in den Bereich Zusammenarbeit bei der Entwicklung von innovativem hygienischem Design. Und an unsere Hörerinnen und Hörer da draußen: Wenn Ihnen diese Folge und unsere geführte Diskussion gefallen haben und Sie über künftige Folgen auf dem Laufenden gehalten werden möchten, drücken Sie bitte auf die Schaltfläche „Abonnieren“ in Ihrem Podcast-Player. So verpassen sie keine Folge und es hilft uns, unseren Podcast bekannter zu machen. Drücken Sie also bitte die Schaltfläche „Abonnieren“. Das war‘s für heute. Vielen Dank für Ihren Besuch.
Tomas Hecht Olsen (16:27):
Vielen Dank.